Der Digitalführerschein des Bündnis DsiN: Motor für mehr Datenschutz

Digitale Bildung ist ein wichtiger Schlüssel, um Gefahren für IT-Systeme abzuwehren. Der bei weitem häufigste Angriffspunkt für Attacken auf Organisationen oder Institutionen sind die Menschen, die dort arbeiten: Je nach Informationsquelle löst Malware zwischen fünfzig und neunzig Prozent der entstandenen Schäden (zum Beispiel Crypto-Trojaner), die sie per E‑Mail erhalten. In der Regel wirkt dabei der Empfänger unwissentlich mit, ohne die die Malware keine Schäden anrichten kann. Der Digitalführerschein der Initiative „Deutschland sicher im Netz“ will Abhilfe schaffen und Bildungslücken füllen. Das Ergebnis ist für Organisationen wie für Privatpersonen gleichermaßen interessant.

Fehlende Basiskenntnisse im Umgang mit Informationstechnik

Wir neigen dazu anzunehmen, dass Menschen schon allein durch ihren Alltagsumgang mit Informationstechnik, verstehen, wie sie sorgfältig mit digitalen Geräten und Medien umgehen. Dies scheint für uns selbstverständlich zu sein. Aber verstehen wir auch nur im Ansatz, was hinter den Kulissen geschieht? Nichts geht für uns ohne das Internet. Könnten wir erklären, was z.B. die „Sendung mit der Maus“ vor über zwanzig Jahren mit herumlaufenden zweibeinigen Datenpaketen veranschaulicht hat?

Damals ging es diesem unterhaltsamen Beitrag für Kinder darum, zu erklären, was technisch passiert, wenn wir eine Internetseite aufrufen. Mit diesem Grundlagenwissen verstehen wir, wie sich die Adresseingabe im Browser von einer Anfrage an eine Suchmaschine unterscheidet. Daraus erschließt sich die Bedeutung des „Uniform Resource Locator“ (URL). Aber ohne zu verstehen, wie ein URL aufgebaut ist, erkennt man kaum, ob es sich um eine gefälschte Internetseite oder verschleierte Links in einer Phishing-E‑Mail handelt. Basiskenntnisse in digitalen Kulturtechniken erweitern das Verständnis der Zusammenhänge. Sie wehren als zentrales Mittel in Organisationen Gefahren ab, die den technischen Schutzwall überwinden, und schützen Daten und Informationen.

Das Ziel des Digitalführerscheins: Bildung schaffen und dokumentieren

Das gemeinnützige Bündnis „Deutschland sicher im Netz“ (DsiN) verfolgt unter der Schirmherrschaft des Bundesinnenministeriums seit 2006 unter anderem das Ziel, den sicheren und souveränen Umgang mit der digitalen Welt zu fördern. Dazu schafft DsiN Lernangebote für Menschen im beruflichen und privaten Kontext. Die DsIN startete den Digitalführerschein dieses Jahr unter der Adresse https://difü.de. Er dient gleichzeitig sowohl dazu Wissen zu vermitteln, als auch den Kenntnisstand zu bescheinigen. Das ausgestellte Zertifikat bezeichnet sich selbstbewusst als „offiziell“ – mit einer gewissen Berechtigung. Die Prüfung legen die teilnehmenden Personen unter offenen Bedingungen und im Vertrauen auf die AGB ab. Ein missbräuchlicher Umgang ist daher nicht ausgeschlossen. Der Digitalführerschein ist jedoch so gestaltet, dass er die Menschen motiviert, die Prüfung ehrlich abzulegen.

Der Weg des Digitalführerscheins: Eine gute, kostenlose Lernplattform

Das Konzept der Lernplattform des Digitalführerscheins ist schlüssig: Die Seite überzeugt technisch (responsiv und trackingfrei) und ist didaktisch auf dem Stand der Zeit. Die Inhalte sind klar gegliedert und in Lernabschnitte verpackt, die in wenigen Minuten zu bewältigen sind. Die Nutzungsbedingungen sind in vorbildlicher Weise verständlich und auf das Nötigste reduziert.

Wenn man sich ein Nutzerkonto anlegt, so ist es möglich, die Lernstände zu speichern und stets dort weiter zu machen, wo die letzte Aktivität endete, sowie die Zertifikatsprüfung abzulegen. Die Prüfung kann man beliebig oft wiederholen, falls man sie nicht bestehen sollte.

Die Vermittlung der Inhalte erfolgt über bis zu drei Wege parallel:

  • Erklärende Texte (in kurzen Abschnitten)
  • Quizfragen und spielerische Aufgaben
  • Erklärvideos

So können Lernende stets den für sie am besten geeigneten Kanal wählen. Die Videos sind um die drei Minuten lang, stehen aber nicht für alle Inhalte zur Verfügung. Eine übersichtliche Seitenleiste (im Desktop-Modus) hilft, den persönlichen Lernfortschritt stets im Blick zu halten und durch die Kapitel zu navigieren. Auch über das mobile Endgerät ist die Plattform gut bedienbar.

Der Start mit dem Digitalführerschein: Kontext und Kenntnisstand

Wenn man den Digitalführerschein initial startet, so wählt man in der „Lernzentrale“, ob man diesen in einem privaten oder beruflichen Kontext ablegen möchte. Je nach dem was man auswählt, ändern sich die vermittelten Inhalte und Beispiele. Bei der Frage: „Wofür brauche ich E-Mail?“ lernt man für den privaten Umgang eher knapp, dass E-Mails Text und Anhänge enthalten können und wegen der zum Teil vertraulichen Inhalte gut geschützt sein sollten. Für den beruflichen Kontext hingegen erfährt man, wie sich das „CC“ und „BCC“-Feld unterscheiden – eine Information mit hoher Relevanz für den betrieblichen Datenschutz.

Ferner berücksichtigt das Angebot den Kenntnisstand des Lernenden: Man wählt zwischen drei Lernniveaus. Wer sich unsicher ist, schätzt sich selbst anhand eines Quiz ein. Mit jedem Level erhöht sich die Komplexität der vermittelten Inhalte und die Schwierigkeit der Zertifikatsprüfung. Sogenannte „Fokusmodule“ beinhalten spezielle Themenbereiche, zurzeit sind das „Künstliche Intelligenz“ und „Computersprachen“.

Bedauerlicherweise stellt die Lernplattform keine Übersicht der je nach Kontext und Level vermittelten Inhalte zur Verfügung. Somit ist es für Personen, die das Konzept des Digitalführerscheins nicht kennen, schwierig einzuschätzen, was ein Zertifikat aussagt. Per Selbsttest lässt sich jedoch schnell feststellen, wie anspruchsvoll die Inhalte sind.

Die Inhalte des Digitalführerscheins: Digitale Fundamente

Am Beispiel des beruflichen Kontextes seien die Inhalte einmal aufgezählt:

  • Geräte (Router und (W)LAN / PC, Laptop, Smartphone, Tablet / Apps und Programme / Smart Office)
  • Internet (Mobiles Internet / Web und Web 2.0 / Browser / Cookies / Suchmaschinen)
  • Kommunikation (E-Mail / Messenger und SMS / Videokonferenzen / Soziale Netzwerke / Belästigungen und Fake News)
  • Datenwelt (Datenschutz / Datensparsamkeit / Logins und Passwörter / Backups / Cloud)
  • Gefahrenschutz (Updates / Schadsoftware / Social Engineering / Doxxing / Identitätsdiebstahl / Scam)
  • Technologiegestaltung (Fitnesstracker und eHealth / Digitaler Personalausweis / Online-Banking / Online-Shopping)

In dieser Aufzählung sind diejenigen Lerninhalte hervorgehoben, die unmittelbar mit Datenschutz und Datensicherheit zusammenhängen. Schaut man sich die Inhalte genauer an, so erkennt man: Der Digitalführerschein vermittelt Grundverständnis für Datenschutz (z.B. Datenminimierung) und IT-Sicherheit (Logins und Passwörter, Schadsoftware) sowie für Gefahren und Angriffsvektoren (Social Engineering, Identitätsdiebstahl, Scam).

Perspektiven: Das bringt der Digitalführerschein

Je mehr Beschäftigte in einer Organisation die betriebliche IT nutzen, desto wichtiger ist es, dass sie die Zusammengänge verstehen und damit Sicherheit und Integrität der Daten gewährleisten. Organisationen setzen häufig voraus, dass die Beschäftigten bereits über Grundlagenwissen verfügen und verzichten daher sie in diesem Kontext zu schulen. Datenschutzschulungen, die dazu dienen Grundkenntnisse der DS-GVO zu vermitteln, sind eine wichtige Maßnahme. Sie können jedoch nicht auch noch Basiskenntnisse darüber vermitteln, wie man mit der IT umgeht bzw. sich im Internet bewegt.

Das kostenlose Angebot von DsiN ergänzt die Datenschutzschulungen und kann die Datensicherheit in Organisationen deutlich voranbringen. Sie könnten Wege finden, ihre Beschäftigten zum Erwerb des Digitalführerscheins zu motivieren. Bei Neueinstellungen könnte ein Zertifikatsnachweis als Anforderung formuliert werden. Organisationen sollten daher überlegen, ob sie den Digitalführerschein als erwünschten Qualifikationsnachweis in ihre betrieblichen Bildungsangebote aufnehmen möchten. Für den Datenschutz und die Datensicherheit wäre das ein sehr zu begrüßender Schritt nach vorne.

Privatpersonen profitieren durch die Lernplattform, denn sie gewinnen neue Erkenntnisse und lernen, dass die scheinbar komplexen Zusammenhänge gar nicht so schwierig sind und fühlen sich deutlich sicherer.

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